Krippenfiguren, die zum Leben erwachen
Die Geschichten erzählende Barockkrippe in der Stiftskirche in Laufen


Als ich vor 20 Jahren das erste Mal beim Aufstellen der um die 80 cm großen, voll beweglichen Figuren in der Barockkrippe in Laufen a.d. Salzach dabei sein durfte, da packte mich das „Krippenfieber“ und es ließ mich bis heute nicht mehr los.

Es vergingen inzwischen so viele, viele Jahre und doch zieht es mich neben den vielen anderen in Form und Vielfalt so unterschiedlich gebauten und betreuten Krippen des Rupertiwinkels alljährlich ganz besonders wieder zu den Figuren nach Laufen. Nicht unerheblich für diese „Liebe“ dürfte das „herzlich aufgenommen werden“ von den Betreuern der dortigen Krippe sein, die mich einfach mitten hineinnahmen und mich sogar „Aufstellen“ ließen, wie z.B das Paar in der Tracht der Schiffer sich die Hände gibt und sich neugierig in Richtung Stall dreht; die Musikanten stehen und sitzen fröhlich ihr Lied spielend auf dem Feld und der Krippenjockl weist mit seinem schelmischen Lachen den Weg in das Geschehen hinein.

– Und ich durfte mir kleine Geschichten ausdenken, „Regie führen“ bei diesem von den Figuren aufgeführten „Spiel“ um die Geburt des Jesuskindes.

Damals – als ich das erste Mal dabei sein durfte – fand das Paar mit dem Jesuskind seinen Platz in einem gezimmerten Unterstand und wie auch heute noch standen die Engel mit ihren prächtigen Gewändern dem Paar zur Seite.

Und wie der Zufall es haben will, traf ich einige Monate später bei einer Recherche um einen Maskenschnitzer auf „ausgezogenen Glieder“ eines dieser Engel. Mein eigentlicher Grund des Besuchs in der Werkstatt interessierte mich von da an gar nicht mehr so sehr: Denn auf der Werkbank standen aus der mich so faszinierenden Krippe Holzkörper zur Reparatur und als Muster zum neu Anfertigen. Josef Enzinger – bis heute der „Haus- und Hofschnitzer“ für die Krippe in Laufen – hatte sich gerade die mit einem einfachen Holzscharnier vollbeweglichen Knie eines dieser Engel vorgenommen und war dabei – wie inzwischen so oft – neue Figuren den Alten hinzuzufügen.

Zurück in die Geschichte der Krippe: In den Jahren Anfang der 1980-er finden sich auf dem Dachboden der Stiftskirche in einer Kiste merkwürdig anmutende Figuren, Körperteile und Reste verschlissener Kleidung, die sich als Teil einer uralten Krippe herausstellen. Der Laufener Sepp Heringer hatte mit der Pfadfindergruppe und dem damaligen Mesner Hans Surrer nach dem Auftauchen seltsamer „Körperteile“ im Feuerholz der alten Stiftswaschküche auf der Suche nach dem daraufhin bereits Vermuteten wahrhaft Historisches entdeckt.

Sepp mit seiner Frau Irmgard und die sich dazugesellenden Krippenfreunde machen sich in mühsamer Arbeit daran, unter der Beratung des Salzburgmuseums die Teile wieder zu Figuren zusammenzustellen. Aus historischen Stoffen gewanden Fanny Streitwieser, Lisbeth Ramgraber und Marianne Leimeister im Stil des Barock und aus der Hand des Schnitzers Sepp Enzinger gesellen sich unter anderem die Schwestern Berta und Josefa Schiefer in Bezug auf ihre unermüdliche Arbeit der Erforschung und Erhaltung heimatlicher Geschichte und Brauchtum. Natürlich bekommen auch die „Erschaffer“ des wohl berühmtestes Weihnachtsliedes Stille Nacht – Heilige Nacht Lehrer Franz Gruber und Pfarrer Joseph Mohr und einer der berühmtesten Söhne der Salzachstadt Maler Michael Rottmayr den ihnen gebührenden Platz.

Alljährlich in den Tagen vor Weihnachten wandern aus dem als Sommerquartier klimatisch abgestimmten Schrank die um die 50 Figuren auf die schon vorbereitete ca 30 qm große Bühne vor dem rechten Seitenaltar der Stiftskirche Laufen. Der im dortigen Altarbild stehende Hl. Rupert – der Patron des Rupertiwinkels – wird die nächsten Wochen über das Geschehen zu seinen Füßen wachen und das ebenfalls von Rottmayr erstellte Gemälde zur Rechten bildet den farbenprächtig-imposanten Hintergrund für die auf den „Wolken“ lobpreisenden Engel.

Die von Stiftsmesner Albert Kroiß und Hausmeister Josef Kroiß vorbereitete Bühne und die 2004 von Kunstlehrer Herbert Warzecha als im Zerfall befindlicher römischer Tempel in Illusions-Malerei neu erstellte Kulisse füllt sich mit Leben: Die Heilige Familie, die Hirten auf dem Feld und als große Besonderheit hier in Laufen die illustre Laufener Gesellschaft mit den über Jahrhunderte das Leben prägenden Schöffleuten.

„Zum 6. Januar ziehen dann die prächtig gekleideten Heilig-Drei-Könige mit ihrem Gefolge ein, dem Kind zu huldigen.“ Irmgard Heringer lädt mich ein, die Zeit bis Maria Lichtmess zu nutzen, der Krippe nochmal einen Besuch abzustatten. Nach dem 2. Februar kehren die Figuren wieder zurück in ihr Sommerquartier, einige bekommen von den fleißigen Näherinnen da und dort eine Ausbesserung oder ein neues Gewand und Kirchenmalerin Elisabeth Keilhacker wird wie schon so oft mit ausbessern und neu fassen wieder manches zu tun bekommen.

Und Stiftsdekan Simon Eibl lässt diese Krippenumtriebe nicht nur wohlwollend gewähren, sondern er freut sich, wenn nicht nur das kleinfigürliche, sondern auch das lebendige Gemeindevolk sich umtut. Eine Gemeinde hat viele Glieder, die sich regen und schöpferisch sind für das große Gemeinsame.

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