Das ehem. Augustinerchorherrnstift Höglwörth - der Innenhof
Ehrwürdige Mauern „erzählen“
Ehrwürdig still stehen die Mauern,
befrieden den Hof, der so vieles geseh‘n.
Gar oft würde mein Denken darüber erschauern,
könnte ich die Erzählungen der Mauern versteh‘n.
Demjenigen, der es “hören” will, erzählt das ehemalige Augustinerchorherrnstift, was hier wohl geschehen. Um die 700 Jahre lebten und wirkten die Augustiner Chorherren von ihrem Kloster aus – gelegen auf der Halbinsel im Höglwörther See. Sie prägten das Leben und das Land am Fuße des Högls und in den Besitzungen weit verstreut über den Rupertiwinkel und das heutige Salzburger Land in ihrer Seelsorge und durch ihre Arbeit.
Wie viel Freud‘ und auch Leid hast Du umgeben,
wie viel Sorge und Müh‘ ging durch dieses Tor,
welch unterschiedliche Art, sein Leben zu leben
ging aus der Zeit der Jahrhunderte hervor?
Seit seinem Bestehen zählte Höglwörth zu den eher an Einkünften und Gütern ärmeren Klöstern und hatte immer wieder mit finanziellen Nöten zu kämpfen. Nur kurze Zeiten des Wohlstandes ermöglichten den Pröpsten die notwendigen Neubauten und Renovierungen. Oft jedoch fehlten die Mittel für die nach Visitationen aus Salzburg geforderten baulichen Tätigkeiten zur Erhaltung des Klosters. Mit meist fünf bis acht Regularkanonikern gehörte es zu den kleinsten Stiften des Salzburger Reformverbandes der Augustiner-Chorherren und nahm über die Jahrhunderte die seelsorgerischen Aufgaben für das Umland wahr.
Der Zuständigkeitsbereich des Stiftes erstreckte sich im Südosten auf das Gebiet von der Saalach bis zum nördlichen Ausläufer des Teisenberg und grenzte an das Gebiet von St. Zeno – ebenfalls ein Augustiner–Chorherrenstift – entstanden 1136 für das Reichenhaller Becken.
Wie viel Kindergeschrei und Totengebete,
wie viel Paare, die sich hier haben getraut,
wie viel Säbelgerassel und welch Richterspruch
steht geschrieben in der Geschichte so dickem Buch.
Die lange Geschichte des Klosters endet 1817. Am 14. Juni 1821 übernimmt der Brauereibesitzer Philipp Wieninger aus Teisendorf die Schlüssel.
Unüberwindbare Streitigkeiten zwischen Propst Gilbert Grab und dem Kapitel hatten zu einem über mehrere Jahre dauernden „Kampf“ um einen möglichen Fortbestand oder Auflösung des Klosters geführt. Missstände im Kapitel und gegenseitige Schuldzuweisungen spitzten sich zu. Dabei schien noch 1816 ein Weiterführen besonders in finanzieller Hinsicht möglich. Dazu sollte Propst Gilbert Grab und Hofrichter Pflug das Kloster verlassen und ein Weltgeistlicher „Administrator in spirituabilis“ werden, was aber nicht geschah. Bis zum bayerischen Staatsrat gelangte in Folge der „Fall Höglwörth“. Caspar von Neumeyer, ein Mitglied des Staatsrates, stellte in einem Referat die Auflösung des Klosters vor und gab dabei einen Überblick über die schlechte finanzielle Situation und die Unverträglichkeit zwischen Propst und Kapitel.
Ach könntest du doch von all dem erzählen, ich würd‘ es niederschreiben, das weiß ich genau,
und käme nie zu Ende.
Drum bleib ich hier steh’n, um mit geschlossenen Augen
die ehrwürdige Geschichte deiner Mauern seh‘n.
Land und Leute, Geschichte und Geschichten …
Der äußerste Südosten Bayerns mit Chiemgau, Rupertiwinkel und Berchtesgadener Land schickt mich in seiner Vielfalt immer wieder auf die Suche …
Eure Rosi
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